Der Dokumentarfilm ‚Reich des Bösen – Fünf Leben im Iran‘ zeigt, wie der Titel bereits teilweise aussagt, das Leben fünf junger Iraner und Iranerinnen in Ihrer Heimat. Ihre Ängste, Träume, die Hindernisse die Sie haben und wie Sie diesen begegen, all das und zugleich einen passiven Stadtbummel durch Teheran – im Einzugsgebiet leben übrigens über 13 Millionen Menschen und die Stadt selbst ist immer noch doppelt so groß wie Berlin! – bietet dieser von brave new work produzierte Film, im Verleih von mîtosfilm.
Der aus dem Iran stammende Regisseur Mohammad Farokhmanesh lebt seit über einer Dekade in Deutschland, hat an der Hamburger Filmhochschule studiert und arbeitet neben der Tätigkeit direkt hinter der Kamera hauptsächlich als Produzent. Seine Themen behandeln häufig den Mittleren und Nahen Osten und diese Vertrautheit zu der Umgebung, sowie das lokal zusammengestellte Kamerateam färbten sehr positiv auf das Ergebnis ab.
Abgesehen davon, dass aktuelle Dokumentarfilme aus dem Iran im Moment ohnehin selten sind und das bereits ein Grund für Interessenten wäre eine Karte zu lösen, gibt die immer Nahe am Geschehen ausgerichtete Kameraführung dem Publikum das Gefühl, die Geschichte von eigenen fünf Freunden zu sehen, denen man bereits längere Zeit nicht mehr begegnet ist, was den Film zusätzlich interessant macht.
Der einzig größere Kritikpunkt – dass im Moment keine Fortsetzung geplant ist, denn man möchte wissen wie es im Leben der Protagonisten weiter geht – sollte dennoch niemanden davon abhalten in diesen zwar 90-Minüten, aber extrem kurzweiligen Dokumentarfilm zu gehen. Zur Zeit gibt es kaum Möglichkeiten Einblicke in die Leben der iranischen Jugend zu bekommen und dabei auch etwas über die Kultur, sowie die Menschen in diesem bei uns oft angeprangerten Staat kennenzulernen.
Erst nach diesem Film wird einem die eigentlich logische Tatsache bewußt, dass die breite Masse des jungen iranischen Volkes, kaum anders als unsere sogenannte westliche Kultur ist, sicherlich mit teilweise stärkeren Unterschieden hinsichtlichen der islamischen Lebensweise, vor allem seit der Revolution vor 30 Jahren, aber prinzipiel lieben die Jugendlichen Musik, Sport und den Kontakt zu anderen jungen Menschen – das ist was alle verbindet, lokal, national, global. Wegen dramatischer Nachrichten-Sendungen vergißt man das allerdings allzu oft, ‚Reich des Bösen – Fünf Leben im Iran‘ rückt – zumindest bei dem gewillten Zuschauer – diesen Blickwinkel wieder etwas zurecht.
Und wir, eigentlich keine Spezialisten für Dokumentarfilme, können den Kinobesuch, sofern Ihr in der Nähe eines der ausstrahlenden Lichtspielhäuser lebt, wärmstens empfehlen, nicht nur für Jugendliche und Schulklassen, sondern auch ältere Semester und unsere Politiker könnten, neben der interessanten Unterhaltung die viel Diskussionsmaterial liefert, vermutlich einiges lernen.
Bewertung: 8 von 10
PS: Zu sehen ist der Film bisher leider nun in fünf Städten, seit vergangenen Donnerstag in Berlin, Essen und Frankfurt, sowie seit heute auch in Köln und Hamburg. Die genauen Daten findet Ihr hier oder in Eurer lokalen Zeitung, bzw. online.