Das im Jahre 2007 als Videocast/Podcast geführte Dokumentationsprojekt „Hometown Baghdad“ erzählt die Geschichte dreier Mittelklasse-Irakis, die Ihr Leben – sofern man es dort als solches noch bezeichnen kann – in Iraks Hauptstadt Baghdad beschreiben. Die internationalen Truppen, in Baghdad vornehmlich US-Amerikaner, sind als Quasi-Besatzungmacht im Land, um Recht und Ordnung Aufrecht zu erhalten, aber die Situation vor Ort gleicht eher der sprichwörtlichen Hölle.Die drei 20-23 Jahre jungen Männer Saif, Adel und Ausama versuchen dennoch ein normales Leben zu führen. Alle haben erste Berufs-Pläne und die einzige Möglichkeit scheint die Flucht ins Ausland, aber selbst das gestaltet sich im Irak äußerst schwierig. Niemand will junge irakische Männer aufnehmen und so erzählen die drei, was sie durchmachen im 5. Jahr der internationalen Besatzung des Irak, in dem seit der Besatzung immer wieder aufflammenden Bürgerkrieg, in dem von Terroristen und sonstigen militanten Gruppen geschundenen Staat.
Die Geschichten sind so natürlich erzählt, das man als Zuschauer einerseits fasziniert ist von diesem in der Öffentlichkeit selten gezeigten Realitäten, auf der anderen Seite ist man umgehend betroffen von den tragischen Schicksalen, die es so eigentlich nicht geben dürfte. Man möchte hinausschreinen: Stop, das darf nicht sein! Aber es ist wahr. Der Einblick in das Leben von drei Menschen Im Irak im Jahre 2007. Man hofft unweigerlich, dass die Geschichten des Videocasts nie enden, damit man weiß, dass es den Dreien gut geht, aber das Projekt stellt nur einen Ausschnitt dar und war zeitlich beschränkt. Deshalb bleibt man mit einem großen, fast unerträglichen Fragzeichen zurück, aber dieses ist immer noch wesentlich kleiner, als das von Saif, Adel und Ausama.
Im Irak sterben täglich Dutzende von Menschen und alle scheinen hilflos, auch vor allem die Besatzer. Man frägt sich, wie man unter diesen Umständen überhaupt leben kann. Über 700.000 Tote hat „die Befreiung des Irak“ bisher gekostet, mehrere Millionen Menschen sind geflüchtet – wenn sie außer Landes gelassen wurden und genügend Geld hatten – und von den Millionen Verletzten, körperlich wie seelisch spricht bisher kaum jemand. All das macht einem Hometown Baghdad bewußt. Dies sollte die Standard-Lektüre für jeden Menschen sein der eine Waffe trägt – real oder im übertragenen Sinn – egal ob Soldat, Polizist, Politiker oder Terrorist. Aber manche dieser „Führer“ werden es wohl nie verstehen. Befreiung hin oder her. Im Krieg verlieren alle etwas, egal auf welcher Seite man steht. Das scheint das Motto dieser Dokumentation. Auch für Schulklassen (10.-13.) scheint diese Dokumentation sinnvoll um zu verstehen was auf dieser Welt passiert und welche Auswirkungen Dinge haben, die wir aus anderen Ländern brauchen, w.z.B. Erd-Öl.
Noch ein kleiner Hinweis: Die Filme sind alle ausschliesslich auf englisch, aber es werden einfache Worte/Sätze verwendet, die die meisten verstehen dürften.
Und noch ein letztes PS: Herzlichen Glückwunsch! …an die Macher von HomeTown Baghdad, Sie haben Anfang Mai drei (!) Webby Awards gewonnen!
Bewertung: 10 von 10 – Ansehen!