Palm Pre Langzeit Test – the full review

Vier Wochen Palm Pre, vier Wochen ein neues System im Detail kennenlernen, vier Wochen telefonieren, simsen, surfen und „App’n“ auf einem der angeblich besten mobilen Betriebssysteme – Ihr wollt wissen was wirklich dahinter steckt? Dann lesst unser komplettes Review zum Palm Pre.

Bereits Ende Juli haben wir uns ein Palm Pre Testgerät zugelegt, unter anderem motiviert von einem Einkaufspreis von unter 200 Euro je Gerät, aber erst der August brachte die Zeit vom kompletten Test.

Während das Auspacken sehr viel Spaß machte – die Verpackung ist wirklich „nice“ und sehr anspruchsvoll designed – waren wir beim Zusammenbauen des Gerätes etwas enttäuscht. Der vordere Teil, Bildschirm und Tastatur, sind zwar durchaus nett anzusehen, aber der Plastikdeckel hinten macht nicht den Anschein eines hochwertigen Smartphones, im Gegenteil. Der Deckel ist so dünn und lapprig, das wir Sorge hatten die SIM-Karte zu wechseln. Aber man gewöhnt sich an die Handhabung, wobei jedes Nokia-Gerät ab 100 Euro, zumindest auf der Rückseite einen wertigeren Eindruck macht.

Die Bedienung
Man bedient das Gerät vornehmlich über den Touchscreen, nur geschrieben wird über die Tastatur. Unverständlich bleibt allerdings, wieso Palm – einer der Pioniere bei der Handschrifterkennung Mitte/Ende der 1990’er Jahre – keine Handschrifterkennung, oder zumindest eine Touchscreen-Tatstatur integriert haben. Wie gesagt, an dieser Stelle, Unverständnis, aber was soll’s.

Der Touchscreen reagiert prompt, die Palm-Tastatur ist etwas hart und die Tasten, wie schon bei Palm Treo Geräten, etwas zu klein, aber noch bedienbar, wobei lange Texteingaben auf aktuellen Black Berry Geräten, oder auch bei Nokia’s E-Serie leichter von der Hand gehen.

Sehr seltsam ist die Methode Programme zu schließen. Dabei muss man wissen, dass das Palm Gerät, im Gegensatz zu dem iPhone (vor iOS4), ein Multitasking-Gerät ist, so dass jedes Programm welches man öffnet, separat geschlossen werden muss, ansonsten bleibt es im Hintergrund aktiv und verbraucht Performance sowie Energie. Diese „Aufgabe“, das Schließen von Programmen, hat uns 10 Minuten Zeit gekostet und uns Anfangs wirklich frustiert. Vor allem auch deswegen, weil keine Anleitung, noch nicht einmal eine Kurzanleitung, dem Gerät beiliegt. Des Rätsels Lösung: Geschlossen werden Programme, indem man auf den Home-Button unten klickt und dann das verkleinerte Programm-Fenster auf dem Touchscreen nach oben „swiped“, also in Prinzip nach oben wegwischt, ähnlich wie man ein reales Kalendarblatt eines Tageskalendars nach oben hin abgreißt. Na ja, sehr intuitiv geschweige denn „von selbst“ hat sich dies leider nicht erklärt, wir mussten auch umständlich nachlesen und dieses sehr frühe Frusterlebnis wirft kein gutes Bild auf das Betriebssystem, denn nichts ist wichtiger (nicht nur) bei einem Gadget, als der erste Eindruck.

Telefon und SMS
Natürlich möchte man mit dem Palm Pre telefonieren, was auch ganz gut klappt mit dem Gerät. Der Touchscreen reagiert zügig, das Adressbuch ebenfalls, nur die teilweise Bedienung über den Touchscreen und, zur Eingabe eines Names, über die Tastatur verwirrt manchmal.

Die Klangqualität ist sehr gut, allerdings kann man das Gerät nicht zwischen Kopf und Schulter einklemmen, denn dann wird wohl das Mikrofon verdeckt und die Gegenseite versteh gar nichts mehr. Längere Gespräche haben wir mit dem Headset durchgeführt, dessen Klang auch sehr gut ist und die Gesprächpartner haben sich nie beschert, außer bei Wind, aber das Problem haben alle Headsets und Handsets im Allgemeinen.

Was uns allerdings erstaunte ist, dass die Unterseite der Telefons erstaunlich warm wurde nach längeren Telefonaten. So warm, das man es nicht mehr in der Hand halten wollte, denn wieso möchte man schon, dass ein Handy durch die eigene Hand strahlt – aber das ist eher ein persönlicher Eindruck.

SMS schreiben funktioniert fast perfekt, nur das Sortieren von SMS nimmt Plam Pre’s WebOS System automatisch vor und gruppiert Nachrichten nach Benutzern/Absendern, nicht, wie bisher gewohnt nach Zeit. Dies verwirrt etwas zu Anfang, lässt einen allerdings SMS senden und Antworten wie in einem Chat-System, z.B. Skype und ähnlichen Anbieter, was auch wieder Vorteile gegenüber der Zeitansicht gewährt. Man muss sich nur einfach an die andere Ansicht gewöhnen und findet dann durchaus Gefallen daran.

Web und Emails
Der Browser des Palm Pre ist nahezu perfekt. Surfen im Internet funktioniert problemlos und zügig. Ähnliches gilt für die Emails, vor allem wenn man einen Goggle-Email-Account besitzt. Von Google wird nämlich alles perfekt eingebunden, nicht nur Email, sondern auch der Onlinekalendar und auch GoogleMaps.

Emailschreiben geht schnell von der Hand auf der kleinen Tastatur, wobei die Knöpfe, wie bereits erwähnt, sehr klein sind und deshalb die Tipperei nicht ermündungsfrei abläuft. Aber kurze Texte und Nachrichten sind schnell getippt und werden problemlos versandt.

PDA Fähigkeiten
Natürlich kann der Palm Pre auch – wie bereits zuvor angedeutet – einen Kalendar und Notizen verwalten, wobei ein Abgleich mit anderen Geräten, z.B. auf einem Mac OS X System mit dem eingebauten Kalendar und Notizsystem, nicht ohne weiteres möglich ist. Besser verlief es den Google Calendar als Schnittstelle für den lokalen Computer und das Smartphone zu verwenden, aber es ist bestimmt nicht für jeden eine akzeptable Lösung diesem Umweg zu gehen.

Musik, Multimedia und GPS
Funktioniert. Beides. Film und Musik. Aber bei weitem nicht so schön und smooth wie auf dem iPhone. Leider. Zum Musik hören mit dem Standard-Music-Player gibt es nicht nur einige, sondern zig bessere Geräte. Sorry, aber wer mit seinem Handy Musik hören möchte, sollte aktuell ein anderes Telefon wählen, oder warten bis WebOS2 erscheint – angeblich Mitte Oktober 2010.

Apps
Bei den Apps waren wir überrascht wie wenige es doch gab, im Gegensatz zu der Flut von iPhone/iPod touch Apps. Und die Wenigen, sind meistens auch noch kostenpflichtig. Insgesamt haben wir nur einige gute, kostenlose Apps gefunden und selbst bei den kostenpflichtigen Apps haben uns kaum welche überzeugt, wie unter anderem ein Podcast-Downloader und äh, das war’s.

Die GPS Antenne zusammen mit GoogleMaps funktionierte gut, und sogar die geschossen 3,2 Megapixel Fotos lassen sich mit GPS-Informationen ausstatten, was den PalmPre zum aktuell günstigsten „Fotoapparat“ mit Geotagging macht. Allerdings verbraucht unter anderem diese Funktion soviel mehr Energie, dass das Telefon nach weniger als einem Tag bereits komplett leer gesaugt war. Strom sparen kann man übrigens sehr viel wenn man das GPS komplett ausschaltet, die Email nur alle paar Stunden aktualisieren lässt und anstatt UMTS/3G auf GPRS setzt – damit konnten wir knapp 80-100% mehr Leistungsdauer erreichen.

Homebrew
Allerdings gibt es auch eine große Homebrew Gemeinde, welche, da man als Developer gemeldet sein muss, auch den Vorteil hat, dass man offizielle WebOS Updates sowie Patches herunterladen und installieren kann. Zum Beispiel einen besseren Music-Player, eine virtuelle Tastatur, einen besseren RSS Reader und angeblich vieles mehr.

Zusammenfassung
Unser PlamPre Gerät mit installiertem WebOS1.4.5 kann uns nicht voll überzeugen. Neben der teilweise etwas umständlichen Bedienung – auch wenn man vieles schnell erlernt – den Abgleich-Problemen zu vielen Computersystemen, sowie das enthaltene, miserable Musik-Abspiel-Programm und die schlechte Akku-Laufzeit lassen den Spaß schneller schwinden, als sich Freude bei der Benutzung des Gerätes entwickeln kann. Die Homebrew-Funktion – welche wir noch testen wollen – sowie der tolle Browser und die Multitasking-Oberfläche wissen aber auch zu begeistern.

So kommt es das wir nun entweder mit der Homebrew-Fassung versuchen glücklich zu werden, oder auf WebOS2 warten müssen, oder einfach doch das iPhone kaufen werden, wenn es dann auch mal unter 400 Euro kostet.

Wer ein günstiges Smartphone, beziehungsweise auch ein Telefon mit Touchscreen kaufen möchte, der kann beim PalmPre durchaus zugreifen, allerdings nur mit dem Bewusstsein, dass man viel weniger Funktionen als bei dem iPhone bekommt und die gegeben womöglich erst in einer später erscheinenden WebOS-Version optimiert werden.