Erst am 2.10.2008 in den deutschen Kinos, wird der Film ’96 Hours‘ dennoch so manchen Zuschauer, wie auch mich etwas verwirren. Zu allererst muss man sagen, dass es sich um eine vornehmlich französische Produktion handelt, um einem Vorurteil wie „schon wieder ein US-Rache-Film wie Kopfgeld (Ransom)“ Vorweg zu greifen, obgleich es auch hierbei um die Entführung eines Kindes und die Wut und Taten des Vaters geht. ‚Taken‚, oder wie der Film bei uns auch heißt ‚96 Hours‚ wirkt deshalb auch bereits nach kurzer Zeit ziemlich europäisch, da etwas düsterer.
Bryan Mills (Liam Neeson) ist geschieden, da er jahrelang seine Familie vernachlässigt hat um im Ausland als US-Regierungsmitarbeiter „Dinge zu erledigen, bevor sie passierten“. Man merkt schnell, dass er Agent, oder etwas ähnliches gewesen sein muß, denn als temporärer Bodyguard einer Popqueen, zu Anfang des Filmes, reagiert er blitzschnell und brutal. Seine 17-jährige Tochter Kim (Maggie Grace, bekannt aus der TV-Serie ‚Lost‘), zu der er extra in die Stadt gezogen ist, damit er näher bei Ihr sein kann, will nach Europa fahren um mit einer Freundin Urlaub zu machen. Er ist nicht begeistert von der Idee, stimmt letztendlich aber doch zu.
Kaum in Paris angekommen, wird Kim und Ihre Freundin allerdings entführt, wie sich herausstellt von der albanischen Mafia. Diese zwingt die Mädchen zur Prostitution und verabreicht Ihnen Drogen. Die Mutter Lenore (Famke Janssen) ist äußerst schockiert, als sie von dem Vorfall erfährt, aber es paßt gut, dass der neue Stiefvater Stuart (Xander Berkeley, der u.a. in Season 1 und Season 2 von 24 den Agenten George Mason spielt) sehr reich ist und seinen Privatjet zur Verfügung stellen und Jack Bauer (Anm. der Red.: Jack Bauer ist die Hauptperson in ’24‘ welche ebenfalls dauernd in Sorge um die eigene Tochter ist), äh Bryan sich auf die Suche nach Ihr machen kann. Es bleiben ihm, wie ein Exkollege ihm mitteilt, nur 96 Stunden Zeit bevor sich die Spur von Kim für immer verliert.
Von dem bekannten Action-Filmer Luc Besson (Nikita, Léon der Profi, Banlieue 13+14) und dem Screenplay-Spezialisten Robert Mark Kamen (5th Element, Gladiator, Transporter 1-3) geschrieben, erscheint die Geschichte streckenweise leider etwas zu sehr konstruiert und trotz der Fülle an Details unglaubwürdig und etwas zusammengeklaut. So echt und verstörend die Bilder der dargestellten Prostitutionsszenen wirken, so verrückt erscheint die Idee, dass ein Einzelner es gegen die Übermacht der schwer bewaffneten Gangster aufnehmen kann, auch wenn man sich das wünscht. Genau dieser Wunsch widerum irritiert aber zusätzlich, denn eigenlich ist man als „liberaler Europäer“ schließlich gegen Selbstjustiz ebenso wie gegen das Foltern und Morden – bei Bryan ist das aber anscheinend ok. Die Unverwundbarkeit des Protagonisten, drängt die Zuschauer im Kino dann auch noch unverständlicherweise zum Lachen, wo es eigentlich nichts zu lachen gibt – vermutlich eine Ventil-Reaktion für die überdrehten Szenen.
Im Englischen gibt es ein schönes Wort für das Gefühl, wie man nach diesem Film das Kino verläßt: puzzled. Also eine Mischung aus Orientierungslosigkeit und Verwirrtheit, wowie etwas gefühllos, trotz aller Tragik des Gesehenen, was aber auch an dem Hollywood’schen Ende des Filmes liegen könnte. Dennoch kein schlechter Film, der zumindest die „sexuelle Ausbeutung von Frauen und Kindern“ – wenn man das so sagen darf – auf die große Leinwand bringt und somit den unbedarften Zuschauer an eine der Schattenseiten unserer Gesellschaft heranführt und ihm womöglich die Augen öffnet für diese Thematik, so dass er/sie, gegebenenfalls rechtzeitig alamiert ist und/oder sogar etwas dagegen unternimmt.
Bewertung: 7,0 von 10